Wildschönau/Tirol: Der Tiroler Norbert Siedler ging in diesem Jahr für das österreichische Eastalent-Racing Team in der ADAC GT Masters an den Start. Rückblickend auf eine bewegende Saison, zieht er ein positives Fazit: „Wir sind mit der Prämisse angetreten, in jedem der vierzehn Einzelrennen unter die besten Fünfzehn zu fahren. Bis auf zwei Rennen ist uns das auch gelungen. Diese beiden Rennen haben wir dann mit einem dritten Platz in Zandvoort mehr als wettgemacht. Es war für mich eine sehr interessante Saison, die ich nicht ohne meine Partner hätte antreten können. Motorsport wäre ohne diese großartige Unterstützung für mich nicht möglich. Mein ganzer Dank gilt denen, die sich im Motorsport engagieren und es uns ermöglichen unseren Sport auszuüben.“
Norbert Siedler lässt die Saison 2022 noch einmal Revue passieren:
Auftaktrennen Oschersleben:
Ich erinnere mich noch sehr gut. Beinahe wäre unser Audi R8 LMS evo II zu spät in der Motorsport Arena Oschersleben angekommen. Daher konnten wir, im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern, nicht viel testen. Als wir dann feststellten, dass wir uns dennoch mit den Besten messen konnten, dass wir auf Anhieb auf deren Augenhöhe fahren, hinterließ das einen Gänsehaut Moment nach dem anderen. Die Leistungsdichte war unglaublich und wir waren mittendrin.
Heimrennen Red Bull Ring:
Bei unserem Heimrennen wurden wir von der hohen Leistungsdichte des ADAC GT Masters etwas überrascht. Ich landete in meinem Zeittraining am Sonntag auf dem 22. Platz, und das mit einem Rückstand von nur 0,743 Sekunden zur Spitze. Auf den sehr langen Geraden mit ihren Höhenanstiegen hat uns einfach die Leistung gefehlt. Im Infield, also dem Streckenabschnitt mit den schnellen Kurven, gehörten wir ab den freien Trainings immer zu den Schnellsten. Auch wenn wir von unserem Heimrennen etwas enttäuscht waren, freuten wir uns schon auf Zandvoort, ohne zu wissen was uns dort erwartet.
Highlight Zandvoort:
Nach einem teils turbulenten Zeittraining am Samstag, gelang dem gesamten Eastalent-Racing Team mit Startplatz sechs ein kleiner Clou. Simon holte Platz sechs und bereitete uns damit die Basis für das Rennen. In der ersten Kurve lagen wir bereits auf dem vierten Platz und als Simon eine Runde später auf Platz drei über Start-Ziel fuhr, ahnten wir schon ein fantastisches Ergebnis. Als Simon dann auf Platz drei liegend und mit der gesamten Audi-Armada im Rücken das Auto an mich übergab, war ich erstaunt, wie gut unser Audi auf dem Asphalt klebte. Der Speed überraschte mich sehr.
Die Legende Nürburgring:
Am Nürburgring mussten wir wirklich kämpfen. Das war für uns eine harte Nuss. Hatten wir im ersten freien Training noch einen Rückstand von 1,5 Sekunden zur Spitze, waren es im zweiten nur noch eine Sekunde. Doch das Zeittraining offenbarte dann, dass wir in den Sektoren zwei und drei keinen größeren Rückstand kompensieren mussten, da das Problem im ersten Sektor mit einer Sekunde Rückstand doch größer war als erwartet. Sicherlich erwarteten wir nach unserem Erfolg in Zandvoort mehr, aber wir wussten auch, dass solch ein starkes Ergebnis realistisch gesehen eine Mammutaufgabe darstellte.
Das Oval der Lausitz:
Die nassen Asphaltbedingungen am Lausitzring verleiteten uns am Sonntag dazu zu pokern. Doch tatsächlich war die Strecke nur ein bisschen feucht. Wir wollten erst abwarten und dann mit den profillosen Reifen auf die Zeitenjagd gehen. Das war im Nachhinein keine gute Idee. Wir fuhren in beiden Rennen dennoch in die Punkte und unterm Strich fiel mein Fazit positiv aus. Mit Platz 12 im Sonntagsrennen schnitten wir besser ab als am Nürburgring.
Die sächsische Achterbahn:
Die Schwierigkeiten, die wir ein Jahr zuvor am Sachsenring hatten, konnten wir anfangs gut ausblenden. Doch im Verlauf des Wochenendes wurde es für uns nicht einfacher. Auch wenn der 13. Platz am Sonntag nicht ganz unsere Leistung widerspiegelte, waren wir unter den Bedingungen sehr froh über weitere Punkte. Der Sachsenring wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Wir waren alle hoffnungsvoll und glücklich mit dem Saisonabschluss am Hockenheimring den Reset-Knopf drücken zu können.
Barcelona – Spanien
Nur eine Woche nach dem ADAC GT Masters auf dem Sachsenring, bot sich mir ein Ausflug zum Finale der GT World Endurance. Eine gute Möglichkeit Anfang Oktober an einem anderen Rennkonzept teilzunehmen. Denn das drei Stunden Rennen ist auf drei Fahrer aufgeteilt. Im Zeittraining bekamen wir dann Probleme mit unserem Auto. Doch was zuerst wie ein Nachteil für uns aussah, stellte sich im Laufe des Rennen als Vorteil heraus, an den ich mich zu gerne erinnere. Denn mit dem vom Zeittraining eingesparten Reifensatz, war es uns möglich den Sieg in der Gold Klasse einzufahren. Eine grandiose Leistung des gesamten Teams.
Das Finale am Hockenheimring:
Wir waren positiv auf den Hockenheimring eingestellt. Eine Woche zuvor waren wir dort testen. Doch als wir im Training am Donnerstag einen langsam fahrenden Mitbewerber überholen wollten, schätze dieser die Situation falsch ein und ich musste über den mit Gummi überzogenen Beschleunigungsstreifen der Dragster Strecke ausweichen. Unter normalen Umständen kein Ding, doch bei dem strömenden Regen sorgte die Aktion für eine Schrecksekunde. Ich rutschte unkontrolliert auf der spiegelglatten Fläche und landete mit unserem Audi im Reifenstapel. Glücklicherweise verhinderte dieser Schlimmeres. Dennoch mussten die Mechaniker alles geben, damit das Wochenende nicht schon vor den eigentlichen Rennen abgehakt werden musste.