„Das darf doch nicht wahr sein“, zeigte sich der Bochumer Lirim Zendeli nach dem vergangenen Wochenende am Eurospeedway Lausitzring unzufrieden. Im Rahmenprogramm der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) fuhr die Highspeedschule der ADAC-Formel-4 ihr drittes der sieben Rennwochenenden in der Brandenburgischen Lausitz aus. Der Förderkandidat der Deutschen Post Speed Academy ist mit einem komfortablen 50 Punkte-Vorsprung in das Wochenende gestartet.
„Alles begann nach Plan. In den beiden freien Trainings haben wir ein paar neue Setups getestet. Mit jeweils Platz vier zählten wir zwar nicht zu den Top drei, doch das hat uns nicht nervös gemacht. Wir kennen unsere Stärken“, so der 18-Jährige. Lirim Zendeli, der bereits in den beiden Jahren zuvor gute Erfahrungen mit dem Eurospeedway Lausitzring gesammelt hat, hatte sich auch für dieses Wochenende einiges vorgenommen. „Ich mag den Lausitzring. Auch die etwas längere Streckenführung, die das Fahren noch etwas runder, harmonischer macht, liegt mir“, berichtet der Formel-4-Pilot. In diesem Jahr ging es für die 20 Teilnehmer aus elf Nationen zum ersten Mal auf den etwas längeren Rundkurs des Eurospeedway. Der Veranstalter hatte sich für die 4.570 Meter lange Streckenvariante entschlossen.
Im Zeittraining am Freitagabend machte der junge Bochumer es dann noch einmal so richtig spannend. Als der Startschuss zum Zeittraining erfolgte, blieb der Formel-4-Bolide mit der Startnummer 44 erst einmal stehen, während sich alle anderen Fahrzeuge auf die Zeitenjagd begaben. „Wir waren uns sicher, dass wir uns ein perfektes Setup erarbeitet hatten. Also wollten wir unsere Reifen schonen“, erklärte Zendeli. Erst vier Minuten vor dem Ende des 30-minütigen Zeittrainings fuhr die 44 des US Racing CHRS Teams aus der Boxengasse. Zuerst brachte Zendeli seine Reifen in das berühmte Arbeitsfenster, in dem sie ihre beste Leistung ablieferten, bevor er seine erste schnelle Runde ablieferte. „Ich hatte die Runde nicht perfekt getroffen, auch wenn ich um wenige Hundertstel Sekunden auf Platz eins geführt wurde. Daher entschloss ich mich, auch wenn die verbliebene Zeit nun knapp wurde, eine weitere Runde draußen auf der Strecke zu bleiben“, berichtet Zendeli über das Zeittraining aus seiner Sicht. Eine geniale Entscheidung. Denn nach einer weiteren Runde vergrößerte der US-Pilot seinen Vorsprung um knapp drei Zehntelsekunden. „Das war absolut Klasse. Meine dritte Doppelpole. Das sind die Momente, für die man sich Woche für Woche im Fitnessstudio quält“, sagte Lirim Zendeli mit einem Lachen im Gesicht.
Doch auch wenn der 18-Jährige zum dritten Mal hintereinander der mit Abstand Schnellste war und wieder einmal Rennen eins und zwei am Samstag von der Pole Position bestreiten konnte, so sind die Gesetzmäßigkeiten eines Rennens etwas ganz anderes. Das musste der sichtlich enttäuschte Lirim Zendeli zwei Runden vor Schluss des ersten Rennens am eigene Leibe erfahren. „Das darf doch nicht wahr sein. Jetzt bremst mich mein eigenes Auto aus. Sicherlich kann mit der Technik immer wieder mal was passieren, aber doch nicht so kurz vor Rennende. Der Motor ging einfach aus und ich konnte ihn nicht mehr starten“, fluchte der enttäuschte Youngster. In Führung liegend, quittierte die Technik ihren Dienst und Lirim Zendeli fiel mit einem Defekt aus. Versöhnlich verlief für den Bochumer das zweite Rennen am Samstagnachmittag. Diesmal spielte ihm die Technik keinen Streich und auch alle anderen Renngötter waren ihm milde gestimmt. „Ja, das zweite Rennen war dann fast so etwas wie Versöhnung“, sagte Zendeli lächelnd.
Das verging dem Youngster am Sonntagvormittag jedoch völlig. Von Platz acht ins Rennen drei des Wochenendes gestartet, überzeugte Zendeli zunächst mit einem guten Überblick. „Ich habe mir das Rennen über die Distanz angeschaut. Habe meine Mitbewerber zuerst einmal gewähren lassen um mir die Reifen über die Distanz einzuteilen. Zum Ende hin kämpften dann alle mit ihren Reifen und ich konnte gut angreifen. Der Speed war bis zum Schluss da. Ich konnte zu jedem Zeitpunkt angreifen und auch die Zeiten der führenden unterbieten. Doch das Überholen des Dritten gestaltete sich dann etwas schwieriger als gewollt. Damit ich jedoch die wichtigen Punkte für die Meisterschaft nicht riskiere, musste ich mich mit dem vierten Platz begnügen“, sagte Zendeli sichtlich enttäuscht.
Auch wenn sein Vorsprung in der Meisterschaft auf 25 Zähler zusammengeschrumpft ist, werden der sympathische Bochumer und sein US-Racing CHRS Team auch beim nächsten Rennen wieder alles daran setzen, die Meisterschaftsführung weiter auszubauen. Vom 8. bis 10. Juni geht es dann in die Steiermark nach Spielberg. Dort findet am Red Bull Ring bereits der Saisonhöhepunkt des Jahres 2018 in der ADAC-Formel-4 statt. „Frühzeitig eine Meisterschaft für sich zu entscheiden, ist alles andere als einfach. Auch wenn es mir gefallen würde. Dennoch müssen wir jetzt schauen, dass wir ein gutes Wochenende am Red Bull Ring abliefern, dass vom Verlauf her eher dem vom Hockenheimring ähnelt.“