Die Vorbereitungen für das vorletzte Rennen der ADAC Formel 4 Saison hätten für Lirim Zendeli nicht besser laufen können. Die Testtage am Sachsenring versprachen schnelle Rundenzeiten und mit dem Testrennen in Imola in der italienischen Formel 4 hatte sich der BWT-Mücke-Motorsport Pilot perfekt auf unbeständige Witterungsbedingungen vorbereitet. Zendeli strotzte vor Selbstbewusstsein und fieberte dem 3.654 Meter langen Traditionskurs am Sachsenring entgegen, der wegen seiner zahlreichen Auf- und Ab-Passagen auch „Rollercoaster“ genannt wird. Und auch die Motivation des 17-Jährigen war ungebremst: „Mit Vollgas in den Saisonendspurt – die Weichen sind gestellt. Ich muss nur alles auf den Punkt abrufen!“
Und prompt fuhr sich Zendeli im ersten freien Training gleich einmal auf Position vier. „Genialer Einstieg!“, strahlte der Youngster und ergänzte noch: „Vor allen Dingen bei den schwierigen Streckenbedingungen die aufgrund des Wetters herrschten.“ Doch dann kam das Qualifying. Und da gibt es zwischen der Formel 1 und den Nachwuchspiloten der Formel 4 keinen Unterschied. Wer ein perfektes Setup hat, seine Leistung auf den Punkt abrufen kann, genau dann eine freie Strecke vor sich hat, wenn seine Reifen den besten Grip aufweisen und auch noch fehlerfrei die perfekte Runde trifft, der steht ganz Vorne auf der Pole Position. Doch genau hier liegt der Casus knacksus für Lirim Zendeli: „Ich wollte einfach zu viel. Ich wusste, dass mein Team mir ein geniales Setup hingestellt hatte. Mein Formel 4-Bollide lag perfekt auf der Strecke. Doch dann bin ich den Bruchteil einer Sekunde zu früh wieder auf das Gas gestiegen, bin auf den Abweiser gekommen und im Kies gelandet. Da war das Qualifying in der fünften Runde für mich bereits zu Ende, während meine Mitbewerber noch fleißig ihre Zeiten verbesserten. Ich habe mich schwarz geärgert über so viel Overpacing!“, ließ uns ein enttäuschter Nachwuchspilot wissen. Damit stand sein Startplatz für das Rennen eins und zwei fest: Position zwölf. Trotzdem konnte der Youngster daraus noch einen guten neunten Platz herausfahren. Eigentlich eine hervorragende Ausgangsbasis für das dritte Rennen am Sonntag. Denn die ersten zehn Piloten starten dort in umgekehrter Reihenfolge wie sie im ersten Rennen ins Ziel gekommen sind. Das hätte für Lirim Zendeli Startplatz zwei und damit die erste Startreihe bedeutet. Wenn da nicht eine dreißig Sekunden Zeitstrafe noch für eine Versetzung auf Platz zwanzig gesorgt hätte. „Der zweite Faux Pax an diesem Wochenende. Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich dermaßen im „Tunnel“ war, dass ich die erste rote Flagge nicht gesehen habe.“, ärgert sich der Youngster. Und dass er schnell unterwegs war, konnte man auf den Anzeigetafeln sehen: Schnellste Rennrunde: Startnummer fünf – Lirim Zendeli. „Der Speed war definitiv da!“, analysierte der junge Racer. „Sonst hätte ich in Rennen zwei nicht von zwölf auf Position sechs, bzw. in Rennen drei sogar von zwanzig auf acht vorfahren können. Aber so ist das eben im Motorsport – ein kleiner Fehler gleich zu Beginn des Rennwochenendes und die Konsequenzen ziehen sich durch alle Rennen hindurch. Wirklich ärgerlich.“, so Zendeli und die Enttäuschung ist ihm deutlich anzusehen.
Aber die hohe Kunst in der Schule des Highspeed liegt auch darin, von jetzt auf gleich Umschalten zu können. „Nach dem Rennen ist vor dem Rennen“, so der junge Racer und deshalb richtet sich jetzt die ganze Konzentration des Nachwuchspiloten auf den Showdown beim Saisonfinale auf der 4.574 Meter langen Strecke in Hockenheim. „Nachdem wir bei den Testtagen schon gut aufgestellt waren, werden in den freien Trainings nur noch Detailanpassungen notwendig sein, damit ich meinen Formel-4 Renner sauber und schnell um die Strecke bringen kann. Und dann werde ich alles daran setzten im Qualifying am Hockenheimring wieder einmal ein Ausrufezeichen zu setzen!“, lässt uns der Förderpilot der Deutschen Post Speed Academy entsprechend motiviert wissen. „Wenn mir das gelungen ist, werden wir auch bei den Rennen wieder vorne mitmischen können. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir auf das Podium fahren können. In der letzten Saison haben wir in Hockenheim unsere besten Ergebnisse eingefahren. Mit der Erfahrung aus meiner zweiten Saison und dem Vorsatz, bei diesem Qualifying alles richtig zu machen und mit ein wenig mehr Geduld an die Sache heranzugehen, stehen unsere Chancen auf einen Pokal sehr gut. Mein Ziel sind die TOP fünf in der Meisterschaft. Davon bin ich nur sieben Punkte entfernt.“, zeigt sich der sympathische Bochumer gewohnt kämpferisch.
Auch im Kampf um den Meistertitel wird es vom 22. bis 24. September heiß hergehen. Und so dürfen sich die Fans der ADAC Formel 4 am Hockenheimring über eine ausgiebige Live-Berichterstattung auf Sport1, Sport1.de und Sport1+ freuen.