Es war für den 16-jährigen Kirchberger Simon Reicher sein erstes Langstreckenrennen. Österreichs jüngster Tourenwagenfahrer nahm am vergangenen Wochenende (vom 18.11. bis 19.11.2016) an der Winter Endurance Championship, der legendären Zandvoort 500, teil. Er und sein Teamchef Dillon Koster (certainty.nl) griffen mit ihrem diesjährigen Renault Clio in der Klasse bis 2,5 l Hubraum ins Lenkrad. Gemäß Reglement können sich zwei bis vier Fahrer die Renndistanz von 500 Kilometer auf einem Auto teilen. „Da wir in Zandvoort zu Hause sind, lag es auf der Hand, dass wir gemeinsam teilnehmen. Außerdem ist Simon ein außergewöhnlicher Fahrer. Wenn es ihm gelingt, von Anfang an seinen Rhythmus zu finden, ist er wahnsinnig schnell. Das hört sich jedoch einfacher an, als es ist. Da darf man nicht vergessen, dass Simon erst 16 Jahre alt ist“, äußerte sich Dillon Koster zu seinem jungen Piloten.
Dabei sind für die Fahrer die Anforderungen bei einem 500-Kilometer-Rennen etwas ganz Besonderes. Bei einer Streckenlänge von 4,320 Kilometer pro Runde auf dem Circuit Park Zandvoort müssen sie 117 Runden absolvieren – konditionell und mental keine leichte Aufgabe. „Und dann kann auf so einer langen Distanz auch deutlich mehr schiefgehen. Ganz besonders schlimm ist, wenn du gerade nicht mit Fahren dran bist und zum Zuschauen verdammt bist. Das hat mich ganz schön Nerven gekostet“, so Simon Reicher. Dabei hat der Schüler der 7. Klasse am Werkschulheim-Gymnasium Felbertal starke Nerven gezeigt und pilotierte den 1,6-Liter-Renault-Clio aufs Podium. In der ersten Stunde des Rennens übernahm Dillon Koster das Lenkrad und brachte das Team in eine aussichtsreiche fünfte Position. Simon konnte diese in seinem ersten Stint weiterhin ausbauen und übergab am vierten Platz liegend erneut das Lenkrad seinem Teamchef Koster. Bereits 20 Minuten später musste er die Boxengasse ansteuern. Starker Wind und Hagel veranlassten die Rennleitung, einen sogenannten „Code 60“ auszurufen. Alle Fahrer durften bis auf Weiteres maximal 60 km/h schnell sein, die Gelegenheit für Koster und Reicher, von den mittlerweile montierten Slicks auf Regenreifen zu wechseln. Nach dem Boxenstopp übernahm Reicher den Renault und hatte alle Hände voll zu tun, ihn bei diesen Bedingungen auf der Strecke zu halten.
„Es war anfangs mit den Intermediate-Reifen alles andere als einfach. Erst mit dem ständigen Abtrocknen der Strecke hatte ich alle Vorteile auf meiner Seite. Platz zwei war bereits fest anvisiert. Letztendlich waren dann aber die 500 Kilometer ein wenig zu kurz und es fehlten 1:20 Minuten“, sagte Reicher lachend. Auch wenn sie Platz zwei nur sehr knapp verpasst haben – Reicher zeigte einmal mehr sein ganzes Können. Weitere Rennen in der Winterpause werden folgen, eine gute Vorbereitung für die kommende Saison. „Das war ein richtig cooles Rennwochenende. Ich habe wieder sehr viel gelernt und verstehe das Auto immer besser. Langstreckenrennen sind genau die richtige Wahl, wenn es um den Lernfaktor geht“, analysierte der sympathische Reicher sein erstes Langstreckenrennen.