Es war das Wochenende der Saisonfinale. So auch für die ADAC Formel 4, die im Rahmen der ADAC GT Masters ihren zweiten Saisonabschluss in ihrer noch jungen Geschichte am Hockenheimring absolvierten. Wie fast alle 39 Piloten aus 12 Nationen wollte sich auch der 19-jährige Wümbacher Kim-Luis Schramm an seinem Formel-4-Boliden ausprobieren. Dazu hatte die Highspeedschule zu einem Pre-Event am Donnerstag vor dem eigentlichen Rennwochenende geladen. Gemeinsam mit seinem US-Team um Gerhard Ungar und Ralf Schumacher ging es an die Abstimmung der einzelnen Setups für den 4.574 Meter langen Rundkurs. Der baden-württembergische Kurs zählt aufgrund seiner langen Geraden, insbesondere der Anfahrt zur Spitzkehre, als prädestiniert für Windschattenmanöver. „Gerade diese Tatsache war uns von vornherein bewusst. Wenn du hier vorne fährst, wirst du kurz vor dem Anbremsen ganz schnell überholt. Der hinter dir Fahrende hat einfach die höhere Geschwindigkeit“, erklärte Schramm.
Die ersten Trainingseinheiten am Donnerstag verliefen dann auch nominell etwas anders, als es der ein oder andere erwartete. „Wir haben viel probiert, leider auch einen Defekt hinnehmen müssen, der uns zwang, keine neuen Reifen einzusetzen“, sagte der junge Thüringer. Immerhin konnte er viele Ergebnisse in die offiziellen freien Trainings am Freitagvormittag mitnehmen, um so das perfekte Qualifying-Setup herauszufinden. „Wir konnten hervorragend das Zeittraining simulieren, was uns ja dann auch richtig gut gelungen ist“, analysierte Schramm die Ausgangssituation. Es waren nur wenige Tausendstelsekunden, die ihm als Zweitplatziertem seiner Gruppe zur Poleposition fehlten. „Jedenfalls konnten wir mit dem Qualifying den verkorksten Trainings-Donnerstag wieder wettmachen“, sagte Schramm zuversichtlich. Das erste Rennen am Samstagvormittag begann für den sympathischen Youngster leider alles andere als wie geplant. Auf Platz drei startend, blieb plötzlich sein Formel-4-Bolide mit Kupplungsproblemen stehen. „Der Gang blieb einfach stecken, und ich würgte den Motor ab“, erklärte er. „Erst viel später konnte ich dann allen anderen hinterherfahren.“ Mit beeindruckender Leistung gelang es Schramm, von Platz 28 noch bis auf Platz 10 vorzufahren – Schadensbegrenzung, denn nach dem ersten Rennen eines jeden Wochenendes gehen die ersten 10 Fahrer im dritten Rennen am Sonntagnachmittag, in umgekehrter Reihenfolge zum Zieleinlauf, an den Start – eine für den Zuschauer etwas komplizierte Regelung, die aber die Chancengleichheit zwischen den Piloten herstellen soll. Das zweite Rennen am Samstagnachmittag war von eher chaotischen Verhältnissen geprägt. Der Start von Platz zwei erfolgte noch unter trockenen Bedingungen, wurde für Schramm jedoch durch einen Rennunfall noch in der ersten Runde fast beendet, als einsetzender starker Regen die Rennleitung zum Rennabbruch veranlasste. „Ich stand nun beim Neustart ganz hinten, hatte also nichts zu verlieren. Wir gingen davon aus – der Regen hörte bereits wieder auf – dass die Strecke schnell abtrocknen würde und ich auf Slickreifen einen echten Vorteil haben könnte“, erklärte Schramm. Doch die meisten Fahrer wechselten während der 15-minütigen Rennunterbrechung auf Regenreifen, was sich im Nachhinein als richtig erwies, denn die Rennleitung ließ die Uhr runterzählen. Und so wurden nach dem Neustart nur noch wenige Runden gefahren. Sonntagnachmittag, das dritte Rennen des Wochenendes, begann für Schramm in der ersten Startreihe, auf dem ersten Platz.
Doch auch wenn die Wetterbedingungen mit fast sommerlichen Temperaturen am Sonntagnachmittag nun für eine eindeutige Reifenstrategie sorgten, so erschwerte es ihm nun der Windschatten, seine Führung zu verteidigen. „Leider fand ich in den ersten beiden Runden meinen Rhythmus nicht. Plötzlich war ich Dritter, als das Safety-Car auf die Strecke kam“, berichtete Schramm und fügte hinzu: „Die Pace hat gepasst, mein Auto fühlte sich fantastisch an, aber der Windschattenvorteil, den ich meinen Mitbewerbern bot, verlief für mich leider etwas unglücklich.“ Doch auch wenn weitere Safety-Car-Phasen das Rennen bestimmten, beendete Kim-Luis Schramm sein letztes Rennen der Saison 2016 auf einem hervorragenden vierten Platz.
Wir wollten am Sonntagnachmittag von dem Youngster wissen, ob er seine gesteckten Ziele für die Saison 2016 erreicht hat. „Mein Ziel war es, bei jedem Rennen der Saison um die vorderen Plätze mitzukämpfen. Genau das habe ich gemacht und erreicht. Mit meinem gesamtfünften Platz bin ich überglücklich und freue mich schon jetzt auf die kommende Saison. Den Rückenwind, den mir diese Saison bescherte, nehme ich auf jeden Fall mit“, sagte Kim-Luis Schramm.